Kein Vergleich mit Nachbarskindern sagt etwas aus über die Bedürfnisse des eigenen Kindes. Die Nahrungsmenge, die ein Säugling oder Kleinkind braucht, kann völlig unterschiedlich sein. Eltern sollten vielmehr beobachten, wie aktiv und zufrieden der Sprössling ist, und gewissenhaft die Qualität der angebotenen Lebensmittel auswählen. Jedes Kind isst anders Die Einstellungen zum Essen, die Eltern haben, spiegeln sich wieder in ihrem Verhalten gegenüber dem Kind. Essen will gelernt sein. Daher ist es nach meiner Auffassung wichtig, dass Eltern vor allem ihr eigenes Essverhalten kontrollieren. Wenn sie überwiegend unterwegs sind und unregelmäßig essen, dabei auf verschiedene Ernährungsformen zugreifen, wird es ihnen kaum gelingen, beim Kind ein anderes Verhalten zu erreichen. Und stellen Sie bitte nicht dem Kleinkind das Essen hin, erledigen derweil Küchenarbeit oder schalten den Fernseher an. Essen ist Kultur, ist ein gemeinsames soziales Happening. Was aber tun, wenn das liebste Kind der Welt einen Tobsuchtsanfall bekommt? Wie heißt es so schön im Suppenkasper von Heinrich Hoffmann: Der Kasper, der war kerngesund, ein dicker Bub und kugelrund, Er hatte Backen rot und frisch, die Suppe aß er schön bei Tisch. Doch einmal fing er an zu schrei`n: „Ich esse keine Suppe! Nein! Nein, meine Suppe ess ich nicht!“ Tja, da ist es schwierig, standzuhalten und einen Tobsuchtsanfall ruhig und ohne Nachgeben zu überstehen. Häufen sich solche Situationen mit Stress ums Essen, dann liegen die Nerven bald blank. Das verstärkt natürlich die Tendenz, den Kleinen das zu geben, wonach sie verlangen. Das Kind mit seinen Wünschen und Bedürfnissen zu akzeptieren heißt aber nicht, in jedem Moment nachzugeben. Wichtig ist hier das Prinzip Verantwortung. Wer ist beim Essen für was verantwortlich? Die Eltern bestimmen, was, wann und wie auf den Tisch kommt. Mit wie ist auch gemeint, dass man möglichst in Gemeinschaft isst, mit einer Aufgabenteilung beim Tischdecken, Abdecken usw. Das Kind darf frei aus dem Angebot auswählen und entscheiden, wie viel es isst. Konkret: Die Eltern wählen die Lebensmittel aus, bestimmen die Qualität des Essens und den Zeitpunkt. Bei der Essensauswahl sind die Eltern natürlich auch aufgerufen, Kompromisse zu machen und gerade den Jüngsten am Tisch Wünsche einzugestehen. Das hebt die Stimmung. Frühstücken die Eltern gemeinsam, wird zu Mittag und zu Abend gegessen, führen Eltern die Kinder ganz automatisch an regelmäßige Mahlzeiten heran. Übrigens ist es einem Kind durchaus zuzumuten, auf das Essen zu warten. Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre. So kann das Kind entspannt Essen entdecken. Überlassen Sie dem Kind auch den Löffel, wenn es danach verlangt, selbst wenn der Quark dann vielleicht ins Auge geht, statt in den Mund. Das fördert Lust und Selbstständigkeit. Fingerfood ist natürlich auch erlaubt, also mit den Fingern essen. Auf meinen Reisen konnte ich oft beobachten, wie in manchen Kulturen der Tisch blank geputzt wird, dann die etwas flüssigeren Speisen in Schalen dargeboten werden, die trockeneren einfach auf den sauberen Tisch gekippt werden. Ja und dann: Fingerfood – von der Hand in den Mund bei bester Laune für Jung und Alt. Bieten Sie Ihrem Kind Saucen an. Von der Sauce ist es nur ein kleiner Schritt zur Suppe. Möhren, Zucchini und rote Paprika werden meist ohne Zucken, mit dem Löffel auf den Tisch schlagen, Murren oder Umsichwerfen als fein pürierte Suppen gerne gegessen. Mit zunehmendem Alter werden Sie erleben, dass Ihr Kind mit immer mehr neuen Essenswünschen nach Hause kommt, die meist industriell stark verarbeitete Lebensmittel betreffen. Diese sind natürlich oft ungesund und für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich. So gibt es schon Selbsthilfegruppen von 20-jährigen mit Diabetes 2, den man früher Altersdiabetes nannte. Umso wichtiger ist es, eine gute und gesunde frühe Prägung und damit Grundlage für das Leben zu haben. Dann fällt es leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden, wenn man zu oft nach Fettigem, Tierischem oder Zuckrigem greifen will. Fazit Die vitale Vollwertkost ist eigentlich einfach. Man darf sich halt nicht von 17 Zeitschriften verrückt machen lassen. Das erlebe ich immer wieder in Ernährungsberatungs-Sitzungen. Und denken Sie daran: Jedes Kind isst anders. Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenYou must be logged in to post a comment.