Kennengelernt habe ich den Autor und Philosophen durch seine Interviews zur Zukunft der Menschheit und zu den Gefahren, die auf uns lauern.

Die Gefahr, die von einem digitalen Virus ausgeht, so Harari, sei größer als die eines weiteren organischen Virus. In Gesprächen hat er erklärt, welches Monster die wachsende Ungleichheit und Spaltung der Gesellschaft gebiert. Ich bin schon gespannt auf ein Werk von ihm zu diesem Thema. Nun zuletzt las ich also sein Buch aus 2018, also vor der Pandemie geschrieben. In den „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ lässt Historiker Harari Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen und landet in der Gegenwart. Schon 2018 sei die Gesellschaft gekennzeichnet von radikaler Unsicherheit und steuere auf eine neue Klasse zu: Die Nutzlosen. Die große Erzählung der Politik habe die Unterstellung hervorgebracht, dass Frieden und Wohlstand für alle möglich ist, wenn politische und wirtschaftliche Systeme sich immer weiter liberalisieren. Dies alles gehört für den Historiker nicht nur deshalb der Vergangenheit an, weil viele Menschen heute den Glauben an die Kraft der Globalisierung verloren haben (wie die Anhänger von Donald Trump oder die Brexit-Befürworter), sondern weil die Menschheit am Beginn einer Zukunft stehe, die den Kern der liberalen Erzählung – die des autonomen Subjekts mit einem freien Willen – als Fiktion entlarvt. Tja…..so weit so düster. Die Gegenwart ist also gekennzeichnet durch eine radikale Unsicherheit. Und wie sieht die Zukunft aus? Harari fordert eine säkulare Haltung, in der die Suche nach der Wahrheit die eine, und das Mitgefühl für das Leiden der Anderen die andere Verpflichtung ist. Er meint das wenn wir in einer wichtigen Angelegenheit etwas empfohlen bekommen und der Ratgeber kann die Sache nicht bis ins kleinste Detail erklären, so sollten wir ein gesundes Misstrauen an den Tag legen. Schön und unterhaltsam geschrieben, gut gegliedert und plausibel in der Argumentation, dazu bestens recherchiert. Lesetipp!

Hinterlasse eine Antwort

Dieser Blog benutzt Cookies und Google Analytics. Alle Informationen und einen Opt-Out-Link finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.