Kolumne-Ernährungsumstellung Ralf Brendt Juli 17, 2023 Ernährung Currywurst und Frischkornbrei Hört sich erstmal gut an! Bei Currywurst denke ich an die Stadionwürste auf dem Aachener Tivoli, die ich in der Kindheit mit meinem Vater verzehrte. Frischkornbrei war dann schon etwa 25 Jahre später bei meiner eigenen Ernährungsumstellung, die mich von so manchen gesundheitlichen Störungen befreite. Damals war das ein langsamer und doch gesunder Prozess mit Höhen und Tiefen. Wenn man heute in Zeitschriften stöbert und die Ernährungsratschläge liest, stellt man allzu oft fest, dass die Gesundheitsreligion ein humorloser Tyrann ist, der die Menschen von morgens bis abends mit Regeln und Vorschriften traktiert, bedroht, ängstigt und belehrt. Die Kirchen sind ziemlich leer, die Leute glauben nicht mehr an den lieben Gott sondern an Gesundheitsgeschwätz. Alles, was man früher für den lieben Gott tat – Wallfahrten und Fasten – das tut man heute für die Gesundheit. Mal essen die Leute Körner, dann trinken sie Smoothies, Salat von Waldbäumen – und sterben dann doch noch freudlos, weil die gesunden Zutaten keine leckere Zubereitung erfahren. Die Lebenszeit habe sich verlängert dank der präzisen Diagnosen mittels bildgebender Verfahren und wirksamer Medikamente, sagt man – stimmt nicht, jedenfalls nicht überall! Der heutige Mensch ist so überflutet mit Informationen, dass nicht nur das diesseitige Leben verkürzt vorkommt, nein: man muss scheinbar auch noch alles erledigen und erleben im Diesseits, weil es das Jenseits vielleicht gar nicht gibt. Die Kinder der Emanzipation, der glorreichen Befreiungsbewegungen der Neuzeit, der Aufklärung, der französischen Revolution der Frauenbewegung und zuletzt der der Männer, die Althippies – die wenigstens im Alter gesund leben wollen – sind scheinbar wieder unter furchtbare Knechtschaft geraten. In manchen Großstädten laufen sie in absurden Verkleidungen gepresst, die Todesdrohung im Nacken in Formationen für 20 oder 40 Kilometer durch hässliche Innenstädte. Danach geht es von Arzt zu Arzt zum Session-Hopping, wo es meist nur standardisierte Ernährungsempfehlungen gibt. Wie kann denn ein gesundes und freudvolles Leben gelingen, wie ernähren wir uns gesund und lecker ohne Verzicht und Selbstkasteiung? Klar ist: Es gibt zahlreiche ernährungsbedingte Krankheiten und Störungen, die eine Umstellung verlangen, sonst geht das wirklich nicht lange gut. Klar ist aber auch, dass eine seriöse Umstellungstherapie Zeit braucht. Und Papas Stadionwurst muss nicht weg, weil der Körper auch einiges selbst schafft. Das nennt man Homöostase – die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtszustandes eines offenen dynamischen Systems durch interne regelnde Prozesse (Wikipedia). Diese regelnden Prozesse verdienen Aufmerksamkeit. Der Körper wäre von einer radikalen und plötzlichen Ernährungsumstellung genau so überrascht, wie von einem Marathonlauf ohne vorheriges Training. Auf Grund von körperlichen Anpassungsprozessen kann eine Ernährungsumstellung bis zu einem Jahr dauern. In dieser Zeit sollte eine Tendenz der Änderung der Nahrungsaufnahme in drei Bereichen erfolgen:1. von wärmebehandelt zu frisch2. von industriell stark verarbeitet zu wenig verarbeitet3. von stark gesalzen zu gut gewürzt (Bio-Gewürze)In fünf Schritten kann dabei vorgegangen werden:1. Schritt: Mehr frisches Gemüse (auch Wildpflanzen) und Obst2. Schritt: Bessere Fettqualität und geringere Fettmenge3. Schritt: Vollkornprodukte bevorzugen – isolierte Zucker meiden4. Schritt: Fleisch, Fleischwaren und Eier zunehmend meiden5. Schritt: Frischkornmahlzeit einführenUnd das Motto für den Einkauf sollte lauten: Mehr Klasse statt Masse!Schon mit dem ersten Umstellungsschritt erreicht man enorme gesundheitliche Vorteile. Obst und Gemüse leisten einen hohen Beitrag zur Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen. Letztere sorgen auch für eine gute Darmperistaltik und Resorption der Nährstoffe in das Körperinnere. Obst und Gemüse haben einen hohen Sättigungswert, einen niedrigen Energiegehalt und eine sehr günstige Nährstoffdichte.Jetzt müsste man nur noch kochen können mit den gesunden Lebensmitteln. Ich kann Ihnen aus persönlicher Erfahrung sagen: Kochen lernen lohnt sich und bringt so viel an Lebensqualität und Lebensfreude. Lernen Sie es in Kochkursen oder bringen Sie es sich selbst bei. Wagen Sie den Sprung zu mehr Gesundheit. Planen Sie z.B. einen gesunden Tag in der Woche ein. Sie werden schon bald feststellen, dass es Ihnen gut tut. Damit schaffen Sie ein Referenzerlebnis auf dem Sie aufbauen können. Denn das „Guttun“ ist elementar wichtig, weil es auch um Lebensfreude geht bei der Essensaufnahme. Halten Sie sich fern von Diät-Sadisten und Fitness- Wahnsinnigen, denn die Galle von Zimmer 5 ist ein Mensch, der leben und genießen will. Wir sind im Moment nicht Weltmeister im Fußball sondern Weltmeister im Alibibasteln. Darum müssen die Empfehlungen vom Bildschirm in den Kopf und von dort ins Handeln. Machen Sie Ernst und investieren Sie Zeit und Geld in Ihre gesunde und schmackhafte Ernährung. Ansonsten haben Sie bald drei neue Freunde: Hätte, Wenn und Aber. Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenYou must be logged in to post a comment.