„Die 10 verpflichtet“ sagte unser Fußballtrainer in der Jugendzeit, was nicht weniger bedeutete, als das Du das Spiel an Dich ziehen solltest und verantwortlich für Sieg und Niederlage warst wie kein Zweiter. Und das immer dann, wenn Du die Nummer 10 auf dem Rücken hattest. Eine Theken-mannschaft aus Köln ist dereinst nach Wien zu einem internationalen Turnier gereist. Jeder Spieler trug auf dem Rücken die Nummer 10 und darüber den Namen Jupp Schmitz. Zwar konnten die Kölner Kicker das Turnier nicht gewinnen, doch stellten sie den Torschützenkönig. Es war natürlich, und laut gefeiert, Jupp Schmitz mit der 10. Nun bin ich also auch mit meinen Episoden zum Club der Hundertjährigen bei der Nummer 10 angekommen. Die Tatsache, dass mein Büro wie ein Schlachtfeld aussieht bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema, beweist die persönliche Bedeutung für mich, die das Psychosoziale für mich hatte und noch hat. Doch was genau ist gemeint mit diesem Thema? Ob wir nun die Heilkraft des Klosterlebens, die Bindungsforschung von John Bowlbie oder das Salutogenese-Modell von Aaron Antonovski nehmen  –  allen geht es um die Frage, wie können wir Gesundheit im Zusammenleben finden. Während die Schulmedizin in erster Linie einen pathogenetischen Ansatz verfolgt, d.h. nach der Ursache von Krankheiten fragt und diese überwiegend in der körperlichen Dimension zu beseitigen sucht, beschäftigten sich oben genannte Wissenschaftler mit dem Menschen in all seinen Daseinsdimensionen  –  der materiellen, der vegetativen, der sozial-emotionalen, der kulturellen, der geistig-seelischen und der globalen. Sie fragten danach, wie Menschen sich gesund entwickeln können. Seit es die bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung gibt, wissen wir auch, dass wir zeitlebens lernfähige Gehirne haben. So können beispielsweise Bewegung und Meditation dafür sorgen, dass neue Nervenzellen sprießen. Die bahnbrechenden Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte sind die mit psychosozialen Interventionen erreichbaren Entwicklungspotenziale in relevanten Lebensbereichen. Familie, Arbeit, Spiritualität, Partnerschaft, Weiterbildung, Wohnumfeld, Bindung und besonders auch in Lebenslagen wie Krisen durch Krankheit oder Verlust, ist eine Steigerung des Wohlbefindens möglich. Die Salutogenese (von lat. Salus, Gesundheit, und griech. Genesis, Entstehung) beschäftigt sich mit der zentralen Frage, wie Gesundheit entsteht. Eine salutogenetische Orientierung bedeutet die aktive Ausrichtung auf attraktive Gesundheitsziele sowie auf die Ressourcen, um diese Ziele zu erreichen. Eine solche Orientierung und eine entsprechende Kommunikation sind gemeint mit dem Begriff Psychosoziale Gesundheitsbildung. Nach dem Psychiater Gerd Rudolph sind dafür Strukturen nötig, die aufgebaut werden wollen. So nennt er auch seine Arbeit Strukturbezogene Psychotherapie. Im Gesundheitscoaching ist weiterhin ein wesentlicher Aspekt, jenes Verhalten zu ändern, das risikobehaftet ist bzw. Risikofaktoren hervorgerufen hat, ebenso wie Verhaltensweisen zu fördern, die den Umgang mit einer Erkrankung oder einem Syndrom ermöglichen. Einer der wesentlichen Säulen dieser Arbeit kommt aus John Bowlbies Bindungsforschung: Probleme und Entwicklungen gemeinsam angehen (…).
Seminar dazu: bei uns im Juli: 30.7. und 31.7.. Informationen: training@ralfbrendt.de

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