8. Schlaf und Rhythmus auf dem Weg in den Club der Hundertjährigen

Die lange unbekannten Biorhythmen erfreuen sich neuer Beliebtheit und sind aus ihrem Schattendasein aufgewacht. „Chronobiologie“ heißt das Zauberwort. Tag für Tag und Stunde für Stunde steuert die innere Uhr unser Leben. Nicht nur der Mensch selbst folgt dabei einer inneren Uhr, auch seine Organe werden von inneren Rhythmen bestimmt. Alle Lebensprozesse erweisen sich nämlich bei näherem Hinsehen als getaktet. In unserem Geist und in unserem Körper regiert das Gesetz von Ebbe und Flut  –  da tickt keine Quarzuhr. Wenn der Mensch, wie zunehmend geschieht, gegen diese biologischen Gesetzmäßigkeiten lebt, wird der Weg in den Club der Hundertjährigen steinig, wenn nicht gar unmöglich zu gehen. Wir tun also gut daran, den Zyklen der Natur, die in allen Geschöpfen schwingen, zu folgen, ihnen unsere Aufmerksamkeit zu schenken.

Aufmerksame Beobachter, die die langlebigsten Völker untersuchten, ihre Essgewohnheiten analysierten und da auch erstaunliche Ergebnisse fanden, sind sich allerdings einig, dass das Einzige, was allen gleich ist, das Leben in Takt und Rhythmus ist. Hier zeigt sich, dass das Licht der Sonne der natürliche Taktgeber ist. Eine wichtige Rolle spielen hier auch feste Strukturen des zeitlichen Ablaufs, wie etwa religiöse Feste, der rhythmische Wechsel von „Fasten und Feiern“, ein gesundes, natürliches Maß an Anspannung (Forderung, Arbeit) und Ruhe (Loslassen) mit meditativen Elementen.

Der Schlafforscher und Chronobiologe Prof. Dr. Gunther Hildebrandt versuchte schon in den 70er Jahren, eine Brücke zur Naturheilkunde, zur Kneipp-Therapie und anderen Konzepten zu schlagen. Auch die Dr. Hauschka-Kosmetik mit ihren bemerkenswerten Erfolgen und dem Slogan „Rhythmus trägt Leben“ folgt konsequent den Biologischen Zyklen. Aufbauend darauf führen viele Konzepte mit intuitiver und achtsamer Beachtung dieser Rhythmen zu ursprünglicher Lebensordnung und damit guter Gesundheit.
„Alle Gesundheitslehren, die innerhalb und außerhalb der Schulmedizin entwickelt wurden, sind nur dann sinnvoll, wenn sie als wesentlichen Bestandteil die Forderung nach einer rhythmischen Lebensweise, die den geordneten Wechsel von Tagesarbeit und Nachtschlaf. Anstrengung und Erholung, die Einhaltung des Wochenrhythmus, das bewusste Miterleben der Jahresrhythmik, rhythmische Nahrungsaufnahme u.a. umfassen“ so der Forscher.

Die Biorhythmen-Forschung
Pfarrer Kneipp, Dr. Maximilian Bircher-Benner und Johann Schroth zeigen höchst bemerkenswerte Übereinstimmungen und bestätigen alte naturheilkundliche Therapieformen auf ganz überzeugende Weise. Die Ordnungstherapie von Bircher-Benner konnte ich noch in meiner Ausbildung 1992 kennenlernen und versetzte mich in großes Erstaunen. Pfarrer Kneipp mutete seinen Patienten zwar viel zu (eisig kaltes Wasser morgens zwischen 8 und 9 Uhr)  –  und tatsächlich gab der Erfolg ihm Recht. Heute ist bestätigt, dass die Phase höchster Kältereizempfindlichkeit um 9 Uhr morgens liegt. Die beste Zeit für Wärmeanwendungen ist dagegen um 21 Uhr abends angesiedelt. Dies spricht für die Anwendungen nach Johann Schroth, der warme Ganzkörperpackungen erst abends auflegte.

Die wichtigsten Sünden nach unserer inneren Uhr sind wie folgt benannt:
1. Nervlich statt körperlich schwere Arbeit
2. Kein gesunder Schlaf
3. Die Abschaffung der Nacht durch zu viel Licht.  („Schichtarbeit ist eine
Sünde wider die Natur des Menschen und gehört zu den stärksten
Störfaktoren der zirkadianen Rhythmik“ (Prof. Jürgen Zulley)
4. Konturlose Jahreszeiten (z.B. auf dem Speisezettel)
5. Klimatisierte Räume und Fahrzeuge
6. Unterbelichtete Zimmer und Arbeitsplätze
7. Geschwindigkeitsrausch und Fliegerei

Das ist nicht eine romantische Verklärung und eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit. Es hat vielmehr seine Begründung in unserer speziellen Physiologie und Biologie; ist zudem wissenschaftlich gut beforscht. Die Frage muss also sein, bis zu welchem Grade wir uns wieder in Einklang mit der Chronobiologie und damit in Ordnung bringen können?

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