Im ZEN gibt es schöne Texte, die davon erzählen, wie wir den Geist des Vertrauens entfalten können. Der aufgeschlossene und moderne Mensch scheint sich nach dem Wissen auszurichten. Schauen wir etwas genauer hin, erkennen wir, dass unser ganzes Leben auf Vertrauen basiert. Was gestern noch Wissenschaft war ist heute möglicherweise widerlegt, wie wir z.B. beim relativ neuen Forschungsgebiet der Epigenetik lernen können. Was gestern noch Esoterik war ist heute, dank bildgebender Verfahren, wissenschaftlich anerkannt (Meditation, Salutogenese). Auch die Nanopartikel der Homöopathie scheinen endlich gefunden. 

Wie sehr wir Vertrauen brauchen macht die aktuelle Krise sehr deutlich. Wir tragen Schutzmasken und müssen darauf vertrauen, dass sie uns vor einer Ansteckung schützen. Wir lassen uns auf Menschen ein, die uns in der schwierigen Situation weiterhelfen können. Uns wird empfohlen ein Tagebuch zu schreiben, wo wir dokumentieren sollen, wann wir mit wem wo gewesen sind. Nie habe ich in meinem Leben erlebt, dass so viel Angst in der Welt ist. Und doch gehen die Menschen immer wieder neu in das wilde Leben und hocken nicht nur rum. Wer nicht aus diesem Vertrauen heraus leben kann, verkriecht sich möglicherweise zu Hause. Doch auch hier haben wir keine Gewissheit. Wir können zwar alles Mögliche erzählen und uns vormachen  –  in Wirklichkeit schützt uns das aber nicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig als unserem eigenen Weg, unseren eigenen Entscheidungen zu vertrauen.

Nicht selten erlebe ich, dass Menschen sich in einer Ambivalenz gefangen fühlen, sich zwischen Neigung und Abneigung bewegen und Entscheidungsfähigkeit vermissen lassen. In der Tiefenpsychologie nennt man das dann neurotisch oder scheiterungsfixiert. Vertrauensbildende Maßnahmen werden dann in der Therapie eingesetzt. Die ZEN-Geschichten erzählen, dass der Lebensweg nicht schwer ist, sofern wir Abneigungen und Vorlieben beiseitelassen. Das erscheint schwierig, scannt und bewertet unser Geist doch ständig etwas. In dem Moment aber, in dem wir uns dieses Scannens und Bewertens bewusst werden, in genau diesem Moment können wir auch erkennen, dass unser Geist dies zwar unentwegt zu tun scheint, wir uns aber nicht damit identifizieren müssen, und schon gar nicht danach handeln, um etwa Andersdenkende zu beschimpfen oder zu stigmatisieren. Wer dies tut habe meist viel Druck und ein kurzes Leben, heißt es im ZEN. Auch das ist also ein scheiterungsfixiertes Verhalten. Durch das Nichtbewerten der Dinge und Umstände erleben wir sie in einem ganz neuen Licht. Wir sehen die wechselseitigen Abhängigkeiten, die Zusammenhänge und eine neue Dimension hält Einzug in unser Leben. Mein Bestreben ist es also Vertrauen aufzubauen. Nicht Ängste sollen uns besetzen, sondern tiefes Vertrauen in uns selbst und Allen, die mit uns verbunden sind. Damit möchte ich nicht gegen die aktuellen Einschränkungen argumentieren. Es ist vielmehr so, dass mit Vertrauen statt Angst nahezu jede Situation weniger als Begrenzung, sondern als Möglichkeit, das Leben neu zu gestalten, gesehen werden kann. Ich wünsche uns allen dieses Vertrauen und das das Leben uns trägt.

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